Klettern mit Friends - Wie gut kennst Du Dich aus?
Weg von dem Trouble in Kletterhallen und beliebten Sportklettergebieten, bietet das Alpin-Klettern mit Legen von eigenen mobilen Sicherungspunkten nicht nur Ruhe sondern auch einige Herausforderungen. Das Legen von mobilen Sicherungspunkten wird von vielen Kletterern mit großem Respekt betrachtet. Viele Kletterer stellen sich die Frage: „ Hält meine Sicherung wirklich? Habe ich sie richtig gelegt? Was passiert wenn ich stürtze?“ Diesen Ängsten kann man durch Verständnis vom Legen von Keilen, Schlingen und Friends entgegenwirken.
Wir möchten euch in diesem Artikel gemeinsam mit Andreas Trunz von Wild Country das Grundprinzip der Funktionsweise von Friends näher bringen.
Jeder kennt die Position in einer Verschneidung, die Füße drücken gegen den Fels um möglichst große Reibung zu erzeugen. Den Winkel der Füße zum Fels und den aufzubringenden Druck wählt man dabei meist intuitiv selbst richtig, abgestimmt auf die eigenen Körperproportionen und das Gewicht. Setzt man im falschen Winkel oder mit zu wenig Druck an merkt man schnell wie die Schuhe am Fels zu rutschen beginnen (Bild 1). Das Grundprinzip eines Friends funktioniert ganz ähnlich, zwei mit einer Achse verbundene Aluminum-Schenkel können sich unter bestimmten Bedingungen, sowie der Kletterer, in einem Riss verklemmen (Bild 2).
Ein Klemmkeil besitzt im Gegensatz zu dem Kletterer keine Gummisohle als Auflagefläche sondern Aluminium-Schenkel. Daher spielt hier der Klemmwinkel zwischen Wand und Schenkel eine entscheidende Rolle. In Bild 2 beträgt der Winkel 18° wird der Winkel steiler fängt der Aluminium-Schenkel das Rutschen an (Bild 3), daher bezeichnet man diesen Winkel auch als Gleitwinkel. Jeder der schon einmal eine Aluminiumleiter auf einen Granitboden gestellt hat kennt das Problem. Hier handeln wir jedoch intuitiv und stellen die Leiter im passenden Winkel auf, sodass sie nicht das Rutschen anfängt. Würde die mobile Sicherung nur aus zwei fixen Aluminium-Schenkeln bestehen, wäre die Sicherung nur für eine bestimmt Rissbreite geeignet. Um auch breitere und schmälere Risse abzudecken, bräuchte man unzählige mobile Sicherungen mit verschiedenen Schenkel-Längen. (Bild4)
Genau das bietet der Friend durch seine Form bietet er eine Ansammlung unzähliger Schenkelpaare die verschiedene Rissbreiten abdecken in einer mobilen Sicherung. Durch seine Backen passt sich der Klemmwinkel des Friends perfekt an den Riss an. (Bild 5)
Insgesamt besteht der Friend aus vier Aluminium-Backen um optimale Stabilität und Anpassung zu gewährleisten. Durch den Mechanismus des zusammen Ziehens kann der Friend für verschieden Rissgrößen angepasst werden. Egal ob er im zusammengezogenen Zustand oder am offenen Ende des Klemmbereichs in den Riss gelegt wird, die Friends von Wild Country Bilden mit ihren „imaginären“ Schenkelpaaren immer einen Winkel von 13,75 Grad zum Fels. Dieser Winkel ist seit 1977 bei Wild Country immer der Gleiche.
Praxistipps: Friends legen leicht gemacht
Wenn Du folgende Punkte beachtest, ist das legen eines Friends in einem schönen Riss kinderleicht:
- Wie ist die Beschaffenheit des Fels – Reibung & Qualität
- Was für eine Form hat der Riss in dem Du die Sicherung legen möchtest – Verengung, Ausbuchtungen, gleichmäßig, horizontal, vertikal
- In welche Richtung wird der Friend bei einem Sturz oder während des Kletterns belastet – Sturzrichtung, Seilzug
- Wie kann der Seilzug Deinen Friend beeinflussen – Reibung, „Wandern“
Tipp 1: Think big!
Lege Deinen Friend in kompakten Fels, vermeide Risse & Spalten hinter Schuppen und Blöcken. Bei einem Sturz können enorme Sprengkräfte wirken, welche bei solch einer Platzierung gefährlich werden können. Bei einem Sturz in den umlenkenden Karabiner des Friends mit z.B. 5kN können auf den Fels bis zu zwei Tonnen Sprengkraft wirken. Da passiert es schnell, dass sich deine Schuppe oder Block löst bzw. bricht.
Tipp 2: Ein V für perfekten Halt!
Friends können unter optimalen Bedingungen und Fels Beschaffenheit sogar in nach unten leicht geöffneten Rissen halten. Allerdings ist so ein perfekter Umstand selten der Fall. Daher such stets nach parallelen Rissen oder am besten nach Rissen, welche nach unten und nach außen zu laufen. Das Wirkungsprinzip kann man sich wieder ganz gut an einer Leiter vorstellen die in einem kleineren Winkel an die Wand gestellt wird und daher weniger rutscht. Besondere Vorsicht ist im reibungsarmen Kalk geboten, hier unbedingt nur V-Risse verwenden, da Klemmgeräte hier nur unter idealen Voraussetzungen halten.
Tipp 3: Achte auf den Weg!
Beim Legen des Friends solltest du die Sturz und Belastungsrichtung berücksichtigen. Achte darauf, dass der Steg von Anfang an in die richtige Richtung zeigt, du wirst bei einem Sturz froh sein. Gerade bei der ersten Zwischensicherung musst du auf die Belastungsrichtung achten. Bei einem Sturz in die erste Sicherung wird diese nach unten belastet, bei einem Sturz nach einer weiteren gelegten Sicherung wird die Sicherung nach außen-oben gezogen. Daher besteht die ideale Absicherung am ersten Sicherungspunkt aus zwei Placements welche beide Optionen abdecken.
Tipp 4: Geschmeidig bleiben!
Achte auf einen Seilverlauf mit möglichst wenig Reibung. Um den Seilverlauf zu verbessern können zum Beispiel Expressen mit unterschiedlichen Längen verwendet werden. Je reibungsloser der Verlauf desto weniger Bewegung wirkt auf die Friends und ihre Position bleibt unverändert. Bei starken Reibungen & Bewegungen können sich Friends verschieben oder sogar ganz aus dem Riss lösen.
Tipp 5: Kontrolle ist besser!
Durch Ziehen an deinem gelegtem Friend erhältst du schon bei der Platzierung ein erstes Feedback über den Halt:
-Haben alle vier Backen Kontakt zum Fels?
-Rutsch oder bewegt der Friend sich? Oder greift er in den Fels?
-Wie verhält sich der Friend bei Bewegung unter Belastung?
Eine Faustregel besagt: Ein Friend in guter Felsqualität der beim Test 10kg standhält, hält auch 500kg.
Mehr Tipps bekommst Du in der Wild Country "Friend-Bibel" (Englisch).
Ein Beitrag von Andreas Trunz - Wild Country / Quelle: lacrux.com