Kaufberatung Schlafsäcke: Erfahre in unserem Ratgeber alles Wichtige

Mann im Schlafsack bei Sonnenaufgang

Es gibt Schlafsäcke zum Zelten oder für Hüttentouren, als Decken- oder Mumienformen, mit Kunstfaser,- Daunen oder Hybridfüllungen. Schlafsäcke können kurz oder lang sein oder den Reißverschluss rechts oder links haben und zudem für die unterschiedlichsten Temperaturangaben sein. Bei Schlafsäcken gibt es diverse Bezugsstoffe und die unterschiedlichsten Verarbeitungstechniken. 

Aus diesem Grund haben wir diesen Produktberater erstellt, um Dir eine Hilfe bei der richtigen Wahl deines Schlafsackes zu geben.

Temperatur

Welchen Temperaturbereich soll der Schlafsack abdecken?

Das wichtigste Kriterium, um den optimalen Schlafsack zu finden, ist der Temperaturbereich den der Schlafsack abdecken soll. Dazu muss man wissen welche Temperaturen einen auf seinen Unternehmungen erwarten und was für ein Kälteempfindungstyp man ist. 

Es gibt seit 2005 eine Norm für Temperaturangaben bei Schlafsäcken. Es werden im Allgemeinen drei Temperaturangaben gemacht.

1. Komfortbereich: Die Komforttemperatur entspricht einer Standardfrau die 60kg bei einer Körpergröße von 160cm wiegt, welche gerade noch nicht friert. 

2. Limitbereich: Dieser Wert wird für einen Standardmann mit 70kg bei 173cm Größe berechnet, der gerade noch nicht friert.

3. Extrembereich: Dieser Wert wird wieder mit der Standardfrau unter starker Kältebelastung berechnet, hier besteht bereits die Gefahr der Unterkühlung.

Erläuterung zum Temperatur-Test

Diese Standardpersonen liegen mit mittlerer Funktionswäsche bekleidet und den Schlafsack zugemacht bis auf ein Atemloch im Schlafsack. Die Standardperson ist ein Dummy der sich im Gegensatz zum normalen Menschen während der Messung nicht bewegt. Warum ist das wichtig zu wissen? 

Ein sich bewegender Mensch tauscht Umgebungsluft aus, der Schlafsack wird bewegt, Luft geht rein und damit auch potenzielle Kälte, und wärmere wieder raus. Das passiert beim Dummy nicht, deshalb ist ein Deckenschlafsack, also ein Schlafsack der unten genauso breit ist wie oben mit gleicher Isolierung gleich warm wie ein Mumienschlafsack der unten schmäler geschnitten ist. Obwohl das in der Praxis natürlich ganz anders ist. Dazu muss man folgendes wissen:

Wir Menschen sind wie unsere ganze Umwelt ein Produkt der Evolution d.h. wenn der Mensch Kälte verspürt und zu frieren beginnt, wird er neben den bekannten körperlichen Erscheinungen (Gänsehaut, Zittern etc.) beginnen sich auf die überlebensnotwendigen Körperregionen (Torso, Kopf) zu konzentrieren und diese Bereiche weiter gut durchbluten. Die anderen Bereiche (Arme, Beine etc.) werden nicht mehr so stark mit Blut versorgt und damit auch nicht mehr so gut erwärmt. Da diese Bereiche nicht mehr so erwärmt werden, geben sie auch nicht mehr so viel Wärme ab d.h. es kann auch nicht mehr so viel Raum (Schlafsackraum) erwärmt werden (Prinzip kleiner Ofen großer Raum). Deshalb sind Mumienschlafsäcke wärmer als Deckenschlafsäcke nur eben beim Dummy nicht.

Temperaturbereiche / -einfluss

Wenn wir von unseren Breitengraden ausgehen, dann kann man grob vier Temperaturbereiche nehmen.

Durchschnittliche Temperaturen im Jahreslauf  
Jahreszeit Datumsperiode Temperaturbereich
Hochsommer Anfang Juli - Mitte August Selten kälter als +10°
Sommer Pfingsten - Anfang September Schlechtestens 0°
3 Saison Ostern - Oktober plus Winterlager Bis -5°
Expedition- oder Winter Oktober - März plus Höhenlage Individuell

Natürlich gibt es die unterschiedlichsten Faktoren, die das individuelle Empfinden von Temperaturen beeinflussen und somit die wirkliche Wohlfühltemperatur des Schlafsackes ganz anders fühlen lassen, als die Wärmeangabe des Schlafsackherstellers oftmals suggeriert.

Plus und Minus Temperatur Abweichungen bei Schlafsäcken  
Kriterien Detail Abweichung
Körpergewicht Mehr als Standard Plus
  Weniger als Standard Minus
Windstärke Je stärker desto mehr Minus
Unterlage Standard=Schaumisomatte Neutral
  Luftmatratze o.ä.  Minus
  Selbstaufblasbare Matten Plus
Kleidung Unterwäsche Neutral
  Leichte Kleidung Plus
Luftfeuchtigkeit Niedrig Plus
  Hoch Minus
Körpl. Fitness Ausgepumpt Minus
  Sehr trainiert Plus
Blutdruck Niedrig Minus
  Hoch Plus

Ein weiteres Kriterium ist die Höhe und die Nahrungsaufnahme für die tatsächliche Temperatur d.h. ein gut ernährter Mensch friert nicht so schnell wie ein hungriger Mensch.

Die Temperatur fällt pro 100m Höhe um ca.0,65° Celsius d.h. nicht nur die geographische Breite ist für die wahrscheinliche Temperatur verantwortlich, sondern auch die Höhe. 

Als Beispiel: Wenn es in Kathmandu (Nepal) +20° hat, hat es im Everest Base Camp auf 5350m Höhe ca. -4°. Dazu kommt, dass es nachts in dieser Höhe, bedingt durch die geringere Atmosphärendichte, viel schneller auskühlt und eine Temperatur von -15° nichts Außergewöhnliches ist. 

Füllungen

Welches Füllmaterial ist für Dich am geeignetsten? 

Als nächstes ist zu klären, welches Füllmaterial (Kunstfaser, Wolle oder Daune) am Sinnvollsten ist.

Vereinfacht kann man sagen schläft man in Gegenden oder unter Bedingungen die eine hohe Luftfeuchtigkeit erwarten lassen, dann ist Kunstfaser die richtigere Wahl. Wenn Gewicht und Packmaß wichtig ist, ist Daune, vorausgesetzt es ist trocken, die richtige Füllung. Wolle ist als Füllung temperaturausgleichend und eher unempfindlich gegenüber Luftfeuchtigkeit.

Warum gibt es überhaupt unterschiedliche Füllungen und was kann das Eine was das Andere nicht kann?

Kunstfaser... 

hat die Eigenschaft keine oder sehr wenig Feuchtigkeit aufzunehmen. Gleichzeitig trocknet sie sehr schnell und ist preiswerter als Daune. 

Daune...

ist ein idealer Isolator bei trockenen Verhältnissen.

  • gute Isolation
  • niedriges Gewicht und Packmaß
  • angenehm auch wenn es mal wärmer ist
  • nasse Daune weist fast keine Isolierung mehr auf >Trocknungsvorgang nimmt sehr viel Zeit in Anspruch 

Das Verhältnis von Daune zu Federn wird mit z.B. 90/10 angegeben d.h. die Füllung besteht zu 90 % aus Daune und zu 10% aus Federn. Je höher der Anteil an Daunen desto besser die Qualität.

Um Daunen zu gewinnen gibt es verschiedene Methoden. Die verrufenste Methode ist der sogenannte Lebendrupf, in Europa ist diese Art der Daunengewinnung seit 1999 verboten. Damit man nicht doch Daunenprodukte die in Asien produziert worden sind und mit Lebendrupf gewonnen wurden kauft, gibt es diverse Zertifikate wie z. B. Down Codex oder Traumpass. Die Zertifikate bekommt nur wer nachweisen kann, dass seine Produkte nicht aus Lebendrupf stammen. 

Im Gegensatz zur Meinung vieler, kann man Daune selbstverständlich auch selber waschen. Ideal ist dies mit Handwäsche und handwarmen Wasser, das mit einen Daunenwaschmittel versetzt wurde. Nach dem Durchwaschen muss der Schlafsack noch mit klaren Wasser durchgespült werden, ausgedrückt (nicht wringen) und zum Schluss getrocknet werden. Dies passiert am besten auf einer ganzen normalen Wäscheleine. 

Wir verweisen hier auf den Pflegemittelproduzenten Nikwax und seine Produkte.

Wolle...

ist für einen gesunden und erholsamen Schlaf das perfekte Isolationsmaterial. Deswegen setzt der Hersteller Grüezi-Bag auf Wolle als Isolationsmaterial in Schlafsäcken. Der Vorteil von Wolle ist, dass sie sehr temperaturausgleichend ist, dies führt dazu, dass der Temperaturbereich in der man weder friert noch schwitzt sehr groß ist. Denn wer friert schläft bekanntermaßen gar nicht und wer schwitzt schläft schlecht. 

  • Wolle ist klimaausgleichend und sorgt für ein sehr gutes Schlafklima
  • Wolle ist unempfindlich gegenüber Feuchtigkeit
  • Wolle ist leicht und lässt sich klein verpacken
  • Wolle ist antibakteriell
  • Wolle ist ein nachwachsender Rohstoff  

DownWool...

ist das wohl beste Isolationsmaterial, das es derzeit für Schlafsäcke gibt. Es besteht zu 70% aus RDS-zertifizierter Daune und 30% Wolle. Damit verbindet es die Vorteile beider Materialien. Auf Grund des hohen Daunenanteils isoliert es sehr gut und ist trotzdem sehr leicht. Der 30%ige Wollanteil macht DownWool auf natürliche Weise dauerhaft unempfindlich gegenüber Feuchtigkeit und ist zusätzlich temperaturausgleichend.

Mit dem einzigartigen Mix verbindet DownWool die Vorteile von Daune und Wolle. Somit wird beste Isolation und ein perfektes, trockenes Schlafklima bei geringem Eigengewicht erreicht.

  • DownWool isoliert hervorragend
  • DownWool ist klimaausgleichend
  • DownWool ist unempfindlicher gegen Feuchtigkeit als normale Daune
  • DownWool ist antibakteriell
  • DownWool ist ein nachwachsender Rohstoff
  • DownWool ist leicht und kann klein verpackt werden

Das DownWool Isolationsmaterial gibt es nur in Schlafsäcken der Marke Grüezi-Bag.

Kunstfaserschlafsäcke

Downwool Zusammensetzung Daune & Wolle

Was macht nun einen Schlafsack mehr oder weniger warm, bzw. wie erreicht man einen idealen Schlafkomfort bei überschaubarem Gewicht?

Verantwortlich ist einerseits die Füllung und deren Qualität, zum anderen der verwendete Bezugsstoff und die Vernäh Technik, die die Luft festhält und somit eine Isolierung aufbaut.

Kunstfaser, (meistens Polyester Hohlfaser) kann in einfachster Herstellung, einfach in eine lose Hülle „gestopft“ werden, dann wird der Schlafsack an diversen Stellen ein paar Mal abgenäht, damit die Kunstfaser nicht gleich verrutscht und fertig ist das „Wunderwerk“. Wenn man einen qualitativ hochwertigeren Schlafsack haben möchte, wird dieser natürlich anders gefertigt.

Als Füllung wird dann silikonisierte Hohlfaser mit mehreren Kanälen verwendet, die dann zu Fleecen verarbeitet und in Schindel- oder einer anderen hochwertigen Kammertechnik in den Schlafsack verbaut wird. Die Hohlkammern sorgen für die gespeicherte Luft und die Kammertechnik dafür, dass die Kunstfaser nicht verrutscht bzw. dass durch die Vernäh Technik keine sogenannten Kältebrücken entstehen, wie es der Fall wäre wenn der Schlafsack einfach durchgenäht wird.

Hier die wichtigsten Konstruktionen für Schlafsäcke um eine möglichst optimale Wärmeisolierung zu erhalten: Kunstfaser und Daune

Durchgesteppt

Einfach und günstig, aber kalt, da die Naht die Kälte rein und die Wärme rauslässt.

Durchgesteppte Schlafsack Konstruktion
Schindelkonstruktion Schlafsack

Schindelkonstruktion

Deutlich aufwendiger, bauschiger und luftiger ohne kalte Nähte wird bei Kunstfaser eingesetzt.

H-Kammern

Wird bei Daunenschlafsäcken eingesetzt, in den Kammern wird die Daune eingefüllt.

H-Kammern Konstruktion Schlafsack
Schrägkammern Prinzip Schlafsack

Schrägkammern

Prinzip wie bei der H Kammer, jedoch mit längeren Verbindungsstegen, damit die über die Nähte eindringende Kälte einen längeren Weg hat.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Du einen Schlafsack, der einen Temperaturbereich von Comfort 0° aushalten soll, sowohl für 80.-€ als auch für 800.-€ kaufen kannst. Der Unterschied liegt in der Lebensdauer, im Packmaß, im Gewicht, in der Herkunft sowie zusätzlicher Eigenschaften, welche den Schlafsack verteuern. (Wasserabweisend, elastisch, umweltfreundliche Produktion, etc.) 

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