Sport Bittl Tourenguide Interviews

Seit über zwei Jahrzehnten sind sie rund um den Globus mit ihren Skiern unterwegs und haben die schönsten und lohnendsten Ziele kennengelernt – als Sportler, Skilehrer und Tourenguides. Exklusiv für unsere Sport Bittl Kunden sprechen sie über ihre Erfahrungen in einem der spannendsten Wintersportbereiche und geben hilfreiche Tipps und Inspirationen.

Dirk Groeger, Bergführer und Skischulleiter

Fast alle Kontinente bereiste Dirk mit Ski im Gepäck. Erst vor kurzem hat er den 7.546 m hohen Mustagh Ata im Nordwesten Chinas mit Tourenski bestiegen und ist vom Gipfel abgefahren. Neue Tourenziele zu entdecken und anschließend seine Gäste dorthin zu führen macht ihm am meisten Spaß. Noch viele Ideen sind in seinem Kopf und wir können gespannt sein was in den nächsten Jahren noch auf der Agenda steht. Die Freizeit verbringt er in den Bergen oder am Meer mit Gleitschirm, Kite, MTB oder in Kletterschuhen. 

Maia Stoilova, Skilehrerin, Freeride- und Skitouren Guide

Maia zeigte anderen schon mit 14, wo es in den Bergen langgeht. Sie ist ein wahres Allroundtalent. So ist die ehemalige Rennläuferin und mehrfache Gewinnerin internationaler 
Freeride-Wettbewerbe den ganzen Winter als Guide oder Tiefschneecoach im Einsatz. Besonders angetan haben es ihr in den letzten Jahren die Skitouren in Island und Norwegen, aber auch in ihrer alten Heimat im Südwesten Bulgariens führt sie gerne Gruppen durch das Pirin- und Rila Gebirge. Wenn Maia nicht im Gebirge zu finden ist, treffen wir sie garantiert in ihrer Wind- und Kitesurfschule auf einer der griechischen Inseln oder beim Surfen in Brasilien.

Interview

Was reizt Dich an Skitouren?

Dirk: Es ist das Naturerlebnis in Verbindung mit Sport, Bewegung und Erholung. Aus eigener Kraft ein Ziel erreichen. Für mich ist es die schönste alle Bergsportdisziplinen.

Maia: Ich mag einfach nicht mehr auf der Piste fahren. Es ist mir zu voll und ich kann nicht fahren wie ich will. Ich komme vom Freeride Sport und bin es gewohnt meine eigene Linie zu finden. Das geht nur auf Skitouren.

Was ist der schönste Moment beim Tourengehen?

Maia: Wenn ich den Gipfel erreiche. Ich genieße die Aussicht und die Ruhe dort oben und könnte stundenlang in die Landschaft schauen. Leider wird es mir oft zu schnell kalt.

Dirk: Wenn ich eine gute Aufstiegsspur ins Gelände gelegt habe und diese von oben betrachten kann. Ich mache fast immer eine eigene Spur auch wenn schon alte Spuren vorhanden sind.

Was darf bei einer Tour in keinem Fall fehlen?

Maia: Ein guter Freund, ich gehe niemals alleine auf Tour. Entweder bin ich mit meinen Gästen unterwegs oder gehe ich mit jemandem dem ich vertraue und mit dem ich gerne unterwegs bin.

Dirk: Gute Frage, natürlich die Sicherheitsausrüstung und alles was man sonst standardmäßig dabei hat, Erste Hilfe, Orientierungsmittel, etc.. Ausreichend zu Trinken ist auch wichtig.

Was ist Dein Frühstückstipp vor einer Tour?

Maia: Ich frühstücke selten, außer Kaffee. Ich fühle mich sonst zu voll, ich esse lieber in regelmäßigen Abständen auf der Tour. Am liebsten Trockenfrüchte, Nüsse und Energiebars. Ich habe immer eine Thermosflasche mit heißem Tee dabei, meist aus selbst gesammelten Kräutern, Ingwer und Zitrone.

Dirk: Grundsätzlich sollte man vor Ausdauerbelastung kohlenhydratreich und fettarm essen, z.B Müsli, Brot, aber auch ein bisschen Eiweiß ist wichtig.
Ich esse gerne gekochte Eier mit Brot, das hält dann bei mir ziemlich lange vor, meist kaufe ich mir an der ersten Tankstelle nochmal einen Kaffee und ein dickes Sandwich. Bei einigen Skitouren ist es schon ein Ritual, dass man unterwegs stoppt und sich dort mit seinen Freunden trifft.

Wann ist die schönste Zeit zum Tourengehen?

Dirk: Hängt von der Region ab. In unseren Regionen so ab Ende Januar, die Tage werden wieder länger, aber die Sonne ist noch nicht so stark, dass der Schnee schmilzt. Im Frühjahr gibt es natürlich schöne Firntouren und man kann steilere Abfahrten machen.

Worauf sollten Anfänger beim Tourengehen achten?

Maia: Du solltest niemals irgendwelchen Spuren nachlaufen oder fahren ohne Dich vorher informiert zu haben. Bevor Du selbstständig auf Skitour gehst solltest Du auf jeden Fall einen Skitourenkurs besuchen, wo Du die Basics in relativ kurzer Zeit lernen kannst. Wenn Du den Lawinenlagebericht verstehst und auf das Gelände übertragen kannst, bist Du vorbereitet für die erste eigene Tour.

Ich gehe niemals auf eine Tour ohne meine...

Maia: Ohne meine zwei Daunenjacken, weil ich nicht frieren mag und es am Gipfel oft sehr viel Wind hat. Ich ziehe beide Jacken übereinander und kann dann in aller Ruhe meine Felle abziehen, die Aussicht genießen und meine Lieblingsschokolade essen: Dunkle Schokolade mit Minze oder Orange.

Dirk: Meine Kamera, weil sich meine Teilnehmer freuen, wenn sie nach der Tour viele Bilder als Erinnerung bekommen.

Was treibt Dich nach so vielen Jahren an, immer wieder in die Berge zu gehen?

Dirk: Bergsteigen fordert alle Sinne. Du bist voll fokussiert auf das was Du gerade erlebst. Du lebst im hier und jetzt und denkst nicht an morgen. Ich glaube deshalb gehen so viele Menschen ins Gebirge, Du entfliehst dem Alltag und wirst neu geerdet. Danach folgt ein gesundes Gefühl der Entspannung und eine angenehme Müdigkeit. Es sind elementare Erfahrungen die wir machen, die sonst in unserer Zivilisation selten geworden sind. Natürlich ist Bergsteigen für mich auch die sportliche Herausforderung. Ich möchte körperlich fit bleiben und für mich gibt es kein besseres Training als in die Berge zu gehen. Im Winter und im Sommer, Bergsteigen ist für mich ein Lebensstil.

Maia: Beim Bergsteigen passiert immer etwas und Du musst Dich anpassen, mit der Natur kannst Du nicht diskutieren, sie sagt Dir klar wie Du Dich zu verhalten hast. Ich habe in den Bergen viel gelernt. Als Guide mache ich viele Touren öfters und ich entdecke jedes Mal etwas Neues. Im Winter ist das noch viel extremer. Du kannst einen Berg noch so gut kennen, Wetter und Schnee sind immer unterschiedlich.

Wie bereite ich mich während des Jahres am besten vor?

Maia: Ich mache so oft es geht MTB Touren, Bergläufe oder Hochtouren. Ich habe keinen Trainingsplan und entscheide spontan nach Lust und Laune. Dann fühlt es sich nicht wie Training an und ich starte trotzdem gut vorbereitet in den Winter.

Dirk: Skitouren liegen im Bereich der Mittel- und Langzeitausdauer. Ideal zur Vorbereitung sind Ausdauerbelastungen von mindestens zwei Stunden im aeroben Bereich, Pulsfrequenz höchstens 80 % vom Maximum. Wer nicht viel Zeit hat kann unter der Woche eine Stunde Laufen gehen und dann am Wochenende eine längere Einheit absolvieren. Optimal geeignet sind ausgedehnte Wanderungen oder Biketouren.

Wo kann man noch richtig unberührte Natur erleben?

Maia: Im Pirin Nationalpark in Bulgarien, da sind bis jetzt kaum Skitourengeher unterwegs.
Dirk: Es gibt auch noch viele Täler in den Alpen, wo man wenig Leute trifft, bei uns in der Nähe das Lechtal zum Beispiel oder auch in den italienisch/französischen Seealpen gibt es noch viel unberührte Natur.

Wo finde ich am längsten guten Schnee?
Dirk: In Norwegen, ca. 300 km nördlich des Polarkreises sind wir Mitte Mai noch Pulver gefahren, das ist dort nicht ungewöhnlich. Bei uns in den Alpen muss man sehr hoch hinauf, im Berner Oberland kann man auch bis Anfang Juni Skitouren machen und findet oft noch guten Schnee.

Wo startest Du in die Saison?

Dirk: Offiziell am 23.11. in Sölden mit unserem Freeride-Opening, das ist natürlich auch der ideale Auftakt für Tourengeher. Wir trainieren und unterrichten in mehreren Kleingruppen Tiefschneetechnik und den Umgang mit der Sicherheitsausrüstung. Ansonsten sind wir ab Anfang Oktober auf den Tiroler Gletschern unterwegs, um Material zu testen oder auf verschieden Fortbildungen. 
Die erste Skitour habe ich letztes Jahr Mitte November in Ehrwald gemacht, auf das Gamskar hoch. Anschließend waren wir vor Weihnachten noch ein paar Mal im Lechtal. Am Besten geht es bei wenig Schnee auf den beschneiten Pisten einiger Skigebiete, die teilweise noch nicht geöffnet haben (Ehrwalder Alm z.B.), aber Du musst bei der Abfahrt aufpassen, es liegt frisch produzierter Kunstschnee rum, da kann man sich leicht verletzten. Viele Gebiete haben ab Weihnachten schon offizielle Tourenwege präpariert, am Hausberg in Garmisch z.B., das ist natürlich super, denn es gibt keine Konfrontationen mit dem normalen Skibetrieb.

Was verbindet Dich mit Sport Bittl?

Dirk: Das ist schon Tradition. Seit mehr als 20 Jahren arbeiten wir eng zusammen. Vor dem Online Zeitalter haben viele unserer Kunden Veranstaltungen und Kurse direkt in den Filialen gebucht. Deshalb haben wir sehr viele gemeinsame Kunden. Das ist bis heute so, wobei natürlich jetzt das Meiste über das Internet gebucht wird. Ich kenne die Mitarbeiter der Ski- und Bergsportabteilung gut und war mit einigen öfters im Gebirge unterwegs. Die Jungs wissen von was sie reden und das spiegelt sich im Waresortiment und in der Beratung wider.

Bergschule Mountain Spirit

Du möchtest selbst auch (mal wieder) eine Skitour gehen?

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