Die Entwicklung des HOJI PRO Tour - Die Revolution des Skitourenschuhs

INTERVIEW MIT ERIC "HOJI" HJORLEIFSON

Wie bist du auf die Idee für den Hoji Pro Tour Skitourenschuh gekommen?
Eric Hjorleifson: Ich arbeite schon seit einigen Jahren an der Entwicklung von Skitourenschuhen und konnte viel Erfahrung in diesem Bereich sammeln. Dabei habe ich festgestellt, dass alle Schuhe mit Ski-Walk-Mechanismus bestimmte Leistungsgrenzen haben. Eigentlich haben alle Schuhe die gleichen Nachteile:
• Begrenzte Bewegungsfreiheit = schlechte Laufleistung
• Schwache und schlampige Verbindungen zwischen den Hauptstrukturen des Skischuhs = schlechte Fahrleistung
• Schwieriger und komplizierter Prozess beim Wechsel zwischen Gehen und Skifahren


Ich habe angefangen darüber nachzudenken, wie man diese Einschränkungen überwinden kann. Ich wusste was zu tun war und hatte auch eine grobe Idee im Kopf wie es gehen könnte. Aber ich hatte eben keine konkrete Vorstellung davon, wie eine Lösung tatsächlich aussehen könnte. Im Herbst 2014 war ich dann in Montebelluna und habe die ganze Nacht wegen Jetlag kein Auge zugemacht. Da kam mir dann die zündende Idee. Mit dieser klaren Vorstellung im Kopf habe ich dann damit begonnen, mich mit der Frage auseinanderzusetzen, wie man einen Prototyp baut um mein Design zu entwickeln, zu testen und vorzuführen. Und dann kam Fritz ins Spiel… 


Neben den genannten Leistungsgrenzen der bisherigen Schuhmodelle gab es aber noch eine weitere Einschränkung, die ich nicht akzeptieren kann: Skitourenschuhe wurden entweder mit Fokus auf den Aufstieg oder mit Blick auf die Abfahrt entwickelt. Aber wie sagt es Fritz so schön: „Ich kann meine Skischuhe ja schlecht am Berggipfel wechseln!“. Irgendwie hat sich niemand so richtig damit beschäftigt, dass die heutigen modernen Skifahrer sehr wohl von einem Skitourenschuh profitieren würden, der im Aufstieg und in der Abfahrt gleichermaßen überzeugt. Also haben wir beschlossen, dieses Ziel zu fokussieren.

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Fritz Barthel, dem Erfinder der Pin-Bindung? Kannst du uns ein bisschen mehr über eure Beziehung und eure Freundschaft erzählen?
Eric Hjorleifson: Fritz ist ein wahnsinnig netter und enthusiastischer Mensch. Wir haben uns bei einem Event in einem DYNAFIT Competence Center in der Schweiz getroffen und sind zusammen rumgehangen. Nachdem wir ein paar Tage beim Skifahren waren, habe ich Fritz von meiner Idee für einen neuen Ski-Walk-Mechanismus erzählt und dass ich ziemlich damit kämpfe herauszufinden, wie man einen funktionsfähigen Prototypen baut. Ohne auch nur einen Moment zu zögern hat mich Fritz zu sich nach Hause eingeladen. Denn dort hätte er das notwendige Equipment, um meine Idee in die Realität umzusetzen. Die nächsten vier Jahre bin ich immer wieder alle paar Monate von Kanada zu Fritz nach Tirol gefahren und wir haben zusammen an dem Schuh gearbeitet. Ohne die Unterstützung und die Freundschaft von Fritz würde es den Hoji Boot nicht geben.

Was war die größte Herausforderung bei der Entwicklung des Schuhs? Seid ihr irgendwann mal an einen Punkt gekommen an dem ihr gedacht habt „Das kriegen wir nicht hin“?
Eric Hjorleifson: Es gab schon sehr viele Herausforderungen. Schließlich haben wir einen Ski-Walk-Mechanismus entwickelt, der komplett neu ist und vollkommen anders als bei allen anderen Schuhen auf dem Markt. Während des ganzen Entwicklungsprozesses waren Fritz und ich komplett darauf fokussiert, die beste downhill und uphill Performance miteinander zu kombinieren. Dieser starke Fokus hat uns ziemlich viele Stolpersteine beschert. Aber mit Zeit haben wir die Probleme systematisch analysiert und konnten Lösungen entwickeln, die wir dann in der Praxis getestet haben.
    
    
Wie viele Prototypen gab es denn bis ihr den finalen Schuh fertig hattet?
Eric Hjorleifson: Fritz und ich haben vier Generationen von Prototypen für insgesamt sieben Paar Schuhe gebaut. In jedem Schuh stecken mehrere Hundert Stunden Arbeit. Es war also schon ein ziemlicher Batzen Arbeit, der sich in Anbetracht des Ergebnisses, aber bezahlt gemacht hat. 
    
    
Was ist der USP des Hoji Boots und was sind die Vorteile? Was macht den Schuh so besonders?
Eric Hjorleifson: Im Skimodus bietet der Hoji Boot eine solide (spielfreie) vorgespannte Verbindung zwischen den beiden Hauptkomponenten des Skistiefels, dem Schaft und der Schale. Dank dieser soliden Verbindung überzeugt der Schuh durch eine alpine Abfahrtsperformance. Gleichzeitig bietet er mit einer Schaftrotation von 55 Grad maximale Bewegungsfreiheit im Aufstieg. Der Wechsel zwischen uphill und downhill ist kinderleicht und bequem über einen einzigen Handgriff bzw. Kick möglich. Der Hebel des Ski-Walk-Mechanismus steuert obendrein auch die Spannung der Schnallen sowie des Power Straps. Das alles macht den Hoji Boot einzigartig.

Der Hoji Boot wird als “Die Revolution des Skitourenschuhs” angepriesen. Das ist ja durchaus ein starkes Statement. Womit verdient sich der Schuh diese Lorbeeren?
Eric Hjorleifson: Haha, ja ich bin mir nicht sicher, ob ich dieses Statement so erzählen kann. Das verbietet meine Bescheidenheit und Zurückhaltung. Aber ohne Frage: Der Hoji Boot ist durch und durch ein Skitourenschuh, der von Skifahrern für Skifahrer entwickelt wurde. Das macht den Schuh so besonders. 

Du bist selbst Profi-Freerider. Was ist der Unterschied, wenn du jetzt mit dem Hoji Boot unterwegs bist im Vergleich zu früher?
Eric Hjorleifson: Der entscheidende Unterschied ist wirklich die Kombination aus hervorragender Abfahrtsperformance und effizientem Aufstieg inklusive einfachem Wechsel zwischen diesen beiden Bestandteilen des Skitourengehens. „Pants down always“ sagen wir dazu. Die nervige Frickelei hat jetzt ein Ende und die Hosenbeine bleiben immer unten. Jetzt stehe ich immer am Gipfel und warte bis die anderen endlich fertig sind mit dem Rumgefummel an ihren Skischuhen. 
    
Von den Medien und vom Handel hat der Hoji Pro Tour viel Lob bekommen. Der Schuh hat auch schon einige wichtige Auszeichnungen wie den ISPO Gold Award erhalten. Was bedeutet das für dich als Entwickler?
Eric Hjorleifson: Natürlich bedeutet es etwas, eine solche Auszeichnung zu bekommen und es ist eine schöne Sache. Aber für mich persönlich ist das nicht so wichtig und es war nie mein Ziel oder gar mein Antrieb bei diesem Projekt. Die wirkliche Motivation – und am Ende dann auch die Belohnung – war es, einen Schuh zu entwickeln, der gegenüber den anderen Schuhen auf dem Markt signifikante Vorteile bei der Performance besitzt. Wir haben die Möglichkeit gesehen, eine wirkliche Verbesserung für unseren Sport zu erreichen. Das ist für mich die einzig wahre Motivation gewesen. 

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